Wissenswertes zur Bodenseeinsel Reichenau
Lage: Die Insel Reichenau ist die größte der drei Inseln im Bodensee, liegt im Untersee, dem westlichen Teil des Bodensees, inmitten einer der schönsten Landschaften Mitteleuropas und ist 430 ha groß. Sie ist seit über 150 Jahren durch einen Damm mit dem Festland verbunden.
Einwohnerzahl: Insel leben etwa 3300 Einwohner, mit den zwei Ortsteilen auf dem Festland sind es ca. 5000 Einwohner.
Wirtschaftliches: Haupterwerbszweig der Reichenauer Bevölkerung ist seit Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts der Gemüseanbau, der damals den Weinbau abgelöst hat. Es gibt derzeit rund 100 Vollerwerbsbetriebe (Familienbetriebe). In den letzten Jahrzehnten wurden große Anstrengungen zur Weiterentwicklung des Gemüsebaus unternommen:
Beipielsweise ein modernes Beregnungsnetz für die ganze Insel, zentrale Vermarktung, eine hochwertige Produktion aus integriertem und kontrolliertem An- und Ausbau der Gewächshausflächen auf mehr als 50 ha.
Alle diese Maßnahmen ermöglichen heute trotz der verhältnismäßig kleinen Anbaufläche von insgesamt 180 ha eine jährliche Produktion von rund 16000 to. Frischgemüse.
Ferien und Erholung: Der Tourismus ist für die Reichenau (staatlich anerkannter Erholungsort) zweitwichtigster Wirtschaftszweig. In ca. 900 Betten und auf den Campingplätzen werden im Jahr rund 200.000 Übernachtungen gezählt.
Weinanbau: Die Rebflächen des Weinbaus, die früher das Inselbild prägten, umfassen seit der Flurbereinigung heute wieder 18 ha. Angebaut werden Müller Thurgau, Blauer Spätburgunder, Grauer Burgunder, Gutedel, Kerner und Chardonnay. Der Winzerverein Reichenau, drittältester Winzerverein Badens, hat seine Kellereianlagen im alten Klosterkeller neben dem Münster.
Fischerei: Die Fischerei am Untersee, Jahrhunderte lang vom Kloster Reichenau überwacht, hat sich besonders in Krisensituationen immer schon durch großes Zusammengehörigkeitsgefühl ausgezeichnet. Durch die 1926 erbaute und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend vergrößerte Fischbrutanstalt auf der Reichenau konnte der Fischbestand im Untersee erhalten und gefördert werden. Heute gibt es auf der Reichenau noch etwa 20 Berufsfischer. Gefangen werden im Untersee unter anderem Felchen, Kretzer (Barsch), Hechte und Forellen.
Kulturelles: Die ehemalige Benediktinerabtei Reichenau, 724 durch Wanderbischof Pirmin gegründet, entwickelte sich als unmittelbares Reichskloster zwischen 800 und 1100 zu einem der geistigen und kulturellen Zentren des heiligen römischen Reiches. Lehrer von Rang unterrichteten an der berühmten Klosterschule, aus der hervorragende Persönlichkeiten hervorgingen. Berühmt waren ferner die Klosterbibliothek, die „Reichenauer Malerschule“ (Buch- und Wandmalerei) und die Goldschmiedekunst. Namen wie Abt Waldo (Vertrauter Karls des Großen), die Äbte Heito I. und Hatto III. (einflußreiche politische Persönlichkeiten), Walahfrid Strabo (frühmittelalterlicher Dichter), die Äbte Witigowo und Berno (Förderer von Buchmalerei und Baukunst) und der Mönch Hermann der Lahme (Mathematiker, Astronom, Historiker und Musiker) beweisen zusammen mit den drei erhaltenen romanischen Kirchen die hohe Bedeutung des Inselklosters in Politik, Wissenschaft und Kunst für den abendländischen Raum. Nach den goldenen Jahren der karolingisch-ottonischen Epoche verlor das Kloster im ausgehenden Mittelalter nach und nach an Bedeutung. 1540 wurde das Kloster durch das Hochstift Konstanz inkorporiert und in ein Priorat umgewandelt und 1757 durch Papst Benedikt XIV. aufgehoben.
Drei romanische Kirchen
Münster St. Maria und Markus: Die ältesten Bauteile der ehemaligen Klosterkirche sind das Ostquerhaus mit Vierung (816) und das von Abt Berno erbaute Westquerhaus mit Turm (1048). Neben der reichen Schatzkammer mit dem gotischen Markusschrein verdient auch der nach einem Gedicht Walahfrid Strabos angelegte Kräutergarten nördlich des Münsters einen Besuch.
Kirche St. Georg: Die unter Abt Hatto III. (888 bis 913) erbaute Kirche zählt vor allem wegen der ottonischen Wandmalereien auf den Langhauswänden, acht Wundertaten Jesu darstellend, zu den bedeutendsten frühmittelalterlichen Bauwerken nördlich der Alpen.
Kirche St. Peter und Paul: Wichtigster Schatz der 799 von Bischof Egino von Verona geweihten und zwischen 1080 und 1130 neu erbauten doppeltürmigen Kirche ist ein Wandbild mit dem thronenden Christus in der Mandorla. Dieses Bild ist ein letzter Höhepunkt der Reichenauer Malerschule.
Besondere Feiertage: Die Klostergeschichte spiegelt sich auch immer noch in den drei Inselfeiertagen, dem Markusfest (25. April), dem Heilig-Blut-Fest (Montag nach Dreifaltigkeitssonntag) und dem Fest Mariä Himmelfahrt (15. August). An diesen Feiertagen werden nach dem Hochamt im Münster die Reliquienschreine aus der Schatzkammer, begleitet von der historischen Bürgerwehr, in einer Prozession über die Insel getragen.
Museum Reichenau: Besucher können sich im Museum Reichenau drei Museumseinheiten über die herausragende kulturhistorische Bedeutung der Insel informieren. Gemeinsam mit den drei romanischen Kirchen bilden die Museumsgebäude, die sich in unmittelbarer Nähe dazu befinden, ein Informationsnetzwerk zum Weltkulturerbe „Klosterinsel Reichenau“. Die Eindrücke der verschiedenen musealen Stationen der Entdeckungstour über die Insel Reichenau ergänzen sich mit der Besichtigung der historischen Bauwerke zu einem Verständnis des „Geistes der Reichenau“.
Homepage der Gemeinde Reichenau
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